Hanfbau-Glossar

Hier entsteht ein Glossar mit allen wichtigen Fachbegriffen und Erläuterungen, die für den Einstieg ins Bauen mit Hanf wissenswert sind.

Feldröste

Feldräste auch Tauröste genannt ist eine traditionelle Methode, um die Verklebung von Hanffaserbündeln untereinander und mit dem inneren Hanfstängel zu lösen. Die Hanfpflanhzen werden Anfang August gemäht und verbleiben zunächst auf dem Feld. Dabei nutzt man die Kraft von Milliarden von Kleinstlebewesen, die auf jedem Quadratmeter Ackerboden leben. Diese Lebewesen, auch Saprobionten genannt, zersetzen das verklebende Pektin und geben wichtige Nährstoffe an den Boden zurück. Insbesondere Bakterien helfen, das Pektin zu lösen.

Weiter Röste-Verfahen: Wasserröste, Tauröste (liegende / horizontale Röste), Winterröste (stehende / vertikale Röste).

Gefache

Gefache sind Hohlräume, die Holzfachwerk- oder Holzrahmenbauweise entstehen und mit Hanfdämmwolle oder anderen Dämmstoffen gefüllt werden. Früher wurden Gefache ausgemauert oder mit Lehm-Stroh-Staken gefüllt.

Hanffasern

Hanffasern ummanteln den holzigen Kern des Hanfstängels und geben ihm die besondere Stabilität und Elastizität. Die Hanffasern bestehen aus Bündeln von ca, 4,5 cm langen elementaren Fasern. Sie können eine Länge von bis zu 5 Metern erreichen und haben einen Durchmesser von 10-20 µm. Hanffasern bestehen aus Zellulose, Hemicellulose und Linien. Sie sind untereinander und mit dem inneren Kern des Hanfstängels durch Lignin verklebt. Sie zeichnen sich durch ihre hohe Reißestigkeit und Widerstandsfähigkeit aus. Hanffasern finden Verwendung in der: Textilindustrie, Baustoffindustrie, Papierindustrie, Automobilindustrie. 

Hanfkalk

Hanfkalk oder Hanfbeton wird hergestellt als eine Mischung aus Hanfschäben (dem leicht verholzten Kern des Hanfstängels) Baukalk und Wasser. Im englischen wird diese Mischung als Hempcrete oder HempLime bezeichnet. Die genaue Rezeptur für Hanfkalk variiert von Hersteller zu Hersteller. Wir verwenden unsere selbst hergestellten Hanfschäben, in denen noch eine kleiner Anteil von feinen Hanffasern enthalten ist. Dazu kommt dann gelöschter Magnesiumbranntkalk.

Hanfschäben

Als Schäbe wird der relativ gleichmäßig gebrochene innere, holzige Teil des Stängels einer Bastfaserpflanze genannt, der entsteht, wenn die umgebende Faser entfernt wurde. Hanfschäben sind somit der leicht verholzte innere Stängel der Hanfpflanze ohne Faserummantelung. Gewöhnlich sind Hanfschäben zwischen 0,5 und 2,5 cm lang und entsprechen in etwa der Dicke des Stängels aus dem sie gewonnen wurden.

Das Wort schäbig kommt tatsächlich von Schäbe. Sofern bei der Herstellung von Bastfasertextilen noch Schäbenanteile im Garn gelandet sind und weiterverarbeitet wurden, dann wird das Textilgewebe recht kratzig. Eine andere Namensrklärung beruht darauf, dass der Faden beim Spinnen reißt, wenn noch Schäben darin enthalten sind. Das ist für das Verspinnen des Fadens extrem nervig, da der Faden dann häufig reißt, wenn sich eine Schäbe verhakelt hat. 

Hanfstängel

Die äußere Schicht des Stängels bilden die Bastfasern. Sie bestehen hauptsächlich aus Zellulose und sind extrem fest und belastbar. Die Hanfbastfasern sind verantwortlich für die elastische Stabilität des Hanfstängels, der bis zu 5 Meter hoch wachsen kann. Das Mark des Hanfstängels ist der leicht verholzte Kern des Stängels, der für den Wassertransport in der Pflanze verantwortlich ist. Dieser Teil des Stängel wird bei der Verarbeitung gebrochen und dann als Hanfschäbe bezeichnet.

Kapillaraktiv

Ein kapillaraktives Dämmsystem besteht zum Beispiel aus Kalziumsilikatplatte oder bei uns aus Hanfkalk. Beide Materialien sind in der Lage, Wasserdampf aufzunehmen und bei sinkendem Dampfdruck im Innenraum auch wieder an diesen abzugeben. Sie sind also dampfdiffusionsoffen. Aber das wichtigste: Sie können Wasser auch in flüssiger Form aufnehmen und in ihrer Porenstruktur transportieren. Das bedeutet, sie sind kapillaraktiv, können flüssiges Wasser aufsaugen und wieder abgeben.

Bei kapillaraktiven Innendämmsystemen sind keine Dampfsperren notwendig. Die Dämmung nimmt Wasserdampf aus dem Rauminneren auf. Dieser kann in der kalten Jahreszeit auch im Bereich des Übergangs von Dämmung zu Mauerwerk kondensieren, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Dämmung Schaden nimmt. Im Sommer wird das Tauwasser einfach wieder an die Innenraumluft abgegeben. Ebenso gelangt Feuchtigkeit, die von außen ins Mauerwerk eindringt, durch die Dämmung ins Rauminnere, wo sie verdunstet.

Hanfschäben haben eine entsprechende Porengröße, die für eine Kapillaraktivität optimal ist. Das auch verständlich, da eine Hanfpflanze im inneren ihres Stängel Wasser 3 bis 5 m je nach Pflanzengröße in die Höhe transportieren kann. Hanfschäben können in kurzer Zeit das vierfache ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen und geben es auch schnell wieder ab, ohne dass es zu einer Tropfenbildung in der Dämmung kommt. Der Dämmwert sinkt bei Hanfkalk nicht, wenn der Dämmstoff feucht ist. Das ist bei rein mineralischen Dämmstoffen nicht der Fall.

Nutzhanf

Nutzhanf umfasst alle Hanfsorten, die für eine wirtschaftlich Nutzung angebaut werden. Nicht mitgeweint sind in der Regel Hanfpflanzen, die für medizinische Zwecke (Medizinalhanf) oder für die Freizeitnutzung als Genussmittel angebaut werden (Genusshanf). In Anlehnung an die US-amerikanische Namensgebung wird Nutzhanf auch als Industriehanf bezeichnet.

Bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE ist eine Liste von legalen Nutzhanfsorten abrufbar.

Nutzhanf wird vor allem für die Weiterverarbeitung zu Nahrungsmitteln, Kleidung und Baustoffen kultiviert.

Als Hanfbaustoffe werden die Hanffasern als Hanfdämmwolle und die Hanfschäben als Hanfkalk genutzt.

Nutzhanf kann als Hauptfrucht oder als Zwischenfrucht angebaut werden. Die Aussaat für Nutzhanf als Hauptfrucht ist vorzugsweise Anfang Mai und als Zwischenfrucht Anfang Juli. Nutzhanf als Zwischenfrucht eignet sich für die Verwendung als Baustoff. Die Ernte erfolgt im nächsten Frühjahr. Dann ist alles grün abgefallen und es steht nur noch der Hanfstängel.

 

Orthanf

Der Begriff Orthanf ist von Ortbeton abgeleitet. Ortbeton ist Beton, der direkt auf der Baustelle, also vor Ort, als Frischbeton verwendet und verarbeitet wird. Insofern ist Orthanf ein Hanfbeton, der vor Ort verarbeitet wird. Meistens wird dabei ein Schalungssystem genutzt.  Orthanf wird zudem in der Regel auf der Baustelle angemischt. Das Bauverfahren wir auch als in Situ Verfahren bezeichnet.

Kalkkreislauf

Ausgangspunkt beim Kalkkreislauf ist der natürliche Kalkstein bestehend aus Kalziumcarbonat CaCO3 Der Kalkstein wird abgebaut und zerkleinert. Dann kommt das Kalkbrennen bei etwa 900 bis 1.100 Grad Celsius. Dabei wird das Kalziumcarbonat in Kalziumoxid Ca0 unter Abgabe von CO2 gebildet. Das ist der Branntkalk. Wird dem Branntkalk Wasser hinzugefügt, entsteht Löschkalk Kalziumhydroxid Ca(OH)2 und Wärme. Der getrocknete und gemahlene Löschkalk ist der sogenannte Baukalk, der überall zu erwerben ist.  

Wird dieser wieder mit Wasser gemischt und erhärtet dann langsam an atmosphärischer Luft, dann entsteht wieder Kalziumcarbonat CaCO3. Dabei wird CO2 aus der Luft verwendet. Deshalb wird dieser Kalk gelegentlich auch Luftkalk genannt. Im Idealfall wird so viel Kohlenstoff gebunden, wie beim Kalkbrennen aus dem Kalkstein ausgetrieben wurde. 

λ-Wert - Wärmeleitfähigkeit

Die Wärmeleitfähigkeit Lambda (λ) ist eine Materialeigenschaft und beschreibt, wie gut ein Material Wärme leitet. Sie wird in der Einheit Watt pro Meter und Kelvin (W/mK) angegeben. Je kleiner die Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Dämmung des Materials.

Typische Wärmeleitfähigkeiten:

    • Steinwolle: 0,038 bis 0,04 W/mK
    • Polystyrol (EPS): 0,035 bis 0,04 W/mK
    • Glaswolle: 0,038 bis 0,04 W/mK
    • Multipor 0,042 W/mK
    • Perlite: 0,050 W/mK
    • Blähton: 0,07 W/mK
    • Zellulose: 0,040 – 0,045 W/mK
    • Hanfdämmwolle 40 kg/cbm: 0,038 W/mK
    • Hanfdämmwolle 50 kg/cbm: 0,04 W/mK
    • Hanfdämmwolle 60 kg/cbm: 0,042 W/mK
    • Holzfaserdämmplatten: 0,040 W/mK bis 0,045 W/mK
    • Schafwolle: 0,038 bis 0,045 W/mK
    • Kork: 0,040 – 0,045 W/mK
    • Hanfkalksteine 240 kg/cbm: 0,059 W/mK
    • Hanfkalksteine 300 kg/cbm: 0,065 W/mK
    • Hanfkalksteine 350 kg/cbm: 0,070 W/mK
U-Wert - Wärmedurchgangskoeffizient

Der U-Wert ist ein Maß für die Wärmedämmung eines Bauteils. Je kleiner der U-Wert, desto besser die Dämmung. Der U-Wert wird in W/m²K angegeben. Der U-Wert, auch Wärmedurchgangskoeffizient genannt, ist eine wichtige Kennzahl in der Bauphysik. Er beschreibt die Wärmedämmung eines Bauteils, also wie gut es Wärme durchlässt. Je kleiner der U-Wert, desto besser die Dämmung und desto geringer der Wärmeverlust. Je niedriger der U-Wert der Bauteile, desto geringer sind die Heizkosten im Winter und die Kühlkosten im Sommer.

Einheiten: Der U-Wert wird in der Einheit Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K) angegeben.

Vergleichswerte:

  • Altbauwände: U-Werte zwischen 2,00 und 3,00 W/m²K
  • Neubaustandards: U-Wert Wand 0,20 W/m²K, U-Wert Dach  0,18 W/m²K

Weitere Informationen:

Diffusionsoffene Bauweise

Die diffusionsoffene Bauweise ist eine Bauweise, bei der die verwendeten Baustoffe und Bauteile Wasserdampf vergleichsweise ungehindert durchlassen können. Im Gegensatz dazu verhindert die diffusionsdichte Bauweise die Durchlässigkeit von Wasserdampf, was zu Problemen mit Feuchtigkeit und Schimmel führen kann.

Vorteile:

  • Gesundes Raumklima: Diffusionsoffene Baustoffe regulieren die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Sie nehmen Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und geben sie bei Bedarf wieder ab. Dies sorgt für ein angenehmes und gesundes Raumklima.
  • Vermeidung von Schimmelbildung: Durch die freie Diffusion von Wasserdampf wird Kondenswasser vermieden, welches die Hauptursache für Schimmelbildung ist.
  • Nachhaltigkeit: Diffusionsoffene Baustoffe sind oft natürliche Materialien wie Holz oder Lehm, die umweltfreundlich und recycelbar sind.
  • Energieeffizienz: Die diffusionsoffene Bauweise kann zur Energieeinsparung beitragen, da sie im Winter Wärmeverluste durch Kondenswasserbildung reduziert.

Baustoffe für die diffusionsoffene Bauweise:

  • Hanfdämmwolle
  • Hanfkalk
  • Holzfaserplatten
  • Zellulose
  • Lehm
  • Kalkputz

Wichtige Punkte bei der diffusionsoffenen Bauweise:

  • Fachkundige Planung: Die diffusionsoffene Bauweise erfordert eine sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass die Bauteile aufeinander abgestimmt sind und die Baufeuchte reguliert wird.
  • Verwendung geeigneter Baustoffe: Es ist wichtig, nur diffusionsoffene Baustoffe zu verwenden, um die Vorteile der Bauweise zu nutzen.
  • Vermeidung von Dampfbremsen: Dampfbremsen sollten in der diffusionsoffenen Bauweise vermieden werden, da sie die Diffusion von Wasserdampf behindern.

Fazit:

Die diffusionsoffene Bauweise bietet viele Vorteile für ein gesundes, nachhaltiges und energieeffizientes Bauen. Mit der richtigen Planung und Auswahl der Baustoffe trägt sie zu einem angenehmen Wohnklima bei.

Winddichtheit

Winddichtheit beschreibt die Eigenschaft der Gebäudehülle, dem Eindringen von Wind durch Undichtigkeiten zu widerstehen. Anders gesagt, handelt es sich um die Dichtigkeit des Gebäudes gegenüber Luftströmungen. Winddichtheit soll demgemäß vor Luftströmungen und Wärmeübertragungen schützen. Sie soll jedoch nicht die Diffusionsoffenheit beeinträchtigen.  

Warum ist Winddichtheit wichtig?

  • Verbesserte Energieeffizienz: Wind, der durch Ritzen und Spalten eindringt, kühlt die Innenräume ab und lässt warme Luft entweichen. Dies führt zu einem erhöhten Heizbedarf und damit höheren Energiekosten. Eine winddichte Gebäudehülle minimiert diese Energieverluste.
  • Optimale Dämmleistung: Die Wirksamkeit von Dämmstoffen hängt maßgeblich von der Winddichtheit ab. Bewegte Luft in der Dämmung reduziert deren isolierende Wirkung.
  • Verhindert Zugluft: Spürbare Luftströmungen im Innenraum, also Zugluft, beeinträchtigen das Wohlbefinden und können zu gesundheitlichen Problemen führen. Winddichtheit sorgt für ein angenehmeres Raumklima.
  • Schutz vor Bauschäden: Wind kann Feuchtigkeit in die Gebäudekonstruktion eintreiben und dort zu Schimmelpilzbildung und anderen Schäden führen. Eine winddichte Hülle bietet Schutz davor.

Vorteile einer winddichten Gebäudehülle:

  • Geringerer Heizbedarf und Energiekosten
  • Höhere Wirksamkeit der Wärmedämmung
  • Besseres Raumklima und Vermeidung von Zugluft
  • Schutz vor Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung
  • Gesteigerter Wohnkomfort

Fazit:

Winddichtheit ist ein wichtiger Faktor für energieeffizientes und komfortables Wohnen. Durch eine sorgfältige Planung und Ausführung aller Bauarbeiten kann eine winddichte Gebäudehülle erreicht werden. Die fachgerechte Ausführung aller Bauarbeiten ist entscheidend für die Winddichtheit.

Die Winddichte eines Gebäudes dient dazu, die Bauteile vor Luftbewegung innerhalb der Wärmedämmung zu schützen. Dabei handelt sich vor allem um die Vermeidung einer Luftbewegung von außen durch die Dämmung und an einer anderen Stelle wieder aus der Wärmedämmung hinaus. Dadurch wird die Dämmfunktion vermindert.